Drum prüfe wer sich ewig bindet / PKV oder GKV ?

16.08.2016

Heute habe ich mit Entsetzen einen Bericht in Deutschlands großer Tageszeitung mit den vier Buchstaben gelesen. Es wird ja wirklich viel Unfug geschrieben, aber dieser Bericht glänzt mal wieder mit Unwissen und Falschaussagen.

In üblicher Manier wird alles dramatisiert und man versucht Menschen zu verunsichern. 

 

Krankenkassenkosten explodieren

(Überschrift)

 

Autsch, das klingt wirklich übel.

 

Beitragsschock für Versicherte der gesetzlichen Krankenkassen! Bis 2020 kann sich der Zusatzbeitrag verdoppeln. Bereits 2017 drohen Mehrkosten um die zehn Euro.

(Textauszug)

 

Mein erster Gedanke dazu: Wow, die meisten privat Versicherten würden sich freuen, wenn die Erhöhung lediglich 10 € betragen würde. Bei solch einem geringen Betrag hat gewiss jeder Verständnis dafür, immerhin wird das Gesundheitswesen aufgrund des medizinischen Fortschritts natürlich permanent teurer - und das wird auch nie wieder besser für uns.

Egal - das ist uns unsere Gesundheit natürlich wert.

Über andere Kostenfaktoren, z. Bsp. voreilige oder falsche Medikation müssen wir an dieser Stelle nicht reden, mir würde aber viel dazu einfallen.

 

Einige Aussagen in diesem Bericht möchte ich so nicht stehen lassen und kommentiere dies:

 

Erst im März erhöhte die private Krankenversicherung DKV ihre Beiträge um bis zu

130 € pro Monat.

 

Das ist fast richtig. Die DKV hat die Erhöhung bei 130 € gedeckelt. Bei den Kunden die aber einen Risikozuschlag aus gesundheitlichen Gründen im Vertrag verankert haben, wurde auf die 130 € auch noch der Risikozuschlag hinzu gerechnet. In der Realität gab es mir bekannte Fälle von Beitragssteigerungen um 179 € - eventuell auch noch mehr bei mir nicht bekannten Fällen.

Das bestätigt wieder meinen ersten Gedanken von vorhin: Viele privat Versicherte würden sich über eine Beitragssteigerung von nur 10 € freuen.

 

 

Im Bericht geht man auch auf die Unterschiede zwischen privater und gesetzlicher Krankenversicherung ein und erklärt zu den privaten Anbietern folgendes:

 

Stationäre Behandlung wird mit dem Patienten individuell vereinbart.

 

Bitte? Die stationäre Versicherung ist eine Pflichtversicherung und zwingend erforderlich. Hier kann man höchstens Zusatzleistungen buchen (dazu kommen wir gleich).

 

 

Krankenhaus: freie Krankenhauswahl, Chefarztbehandlung, Zimmer nach Vereinbarung

 

Kann sein - muss aber nicht. Es gibt zahlreiche Verträge am Markt die weder eine Chefarztbehandlung, noch Erstattung für Einbett-/Zweibettzimmer vorsehen. Solche Verträge gab es schon immer und gibt es auch heute noch.

(Im übrigen muss es kein Vorteil sein vom Chefarzt behandelt zu werden, dies nur mal so nebenbei).

 

 

Medikamentenzuzahlung: Nein, außer bei Selbstbeteiligung oder Leistungsobergrenze

 

Vollkommen falsch! In sehr vielen Verträgen werden Medikamente grundsätzlich nur zu einem gewissen Prozentsatz übernommen. Es kann also sein das erhebliche Eigenzahlungen fällig werden. Auch sehen zahlreiche Verträge eine 100 %-Erstattung für Medikamente lediglich bei Generika vor.

 

 

Ich weiß nicht welcher Redakteur das verbockt hat, aber grundsätzlich sollte sich jeder, der sich mit einem Wechsel in die private Versicherung beschäftigt, lange und gut überlegen ob er das wirklich will und ob es überhaupt Sinn macht. 

 

Ein Vertrag ist schnell geschlossen, und das bedeutet meist "lebenslänglich".

 

Meine Empfehlung: Jeder, der sich für die private Krankenversicherung interessiert, sollte ein Beratungsgespräch mit einem Versicherungsberater führen. Damit meine ich nicht einen Vermittler, sondern einen Berater, der kein wirtschaftliches Interesse an einem Abschluss hat. Solche Berater finden Sie auf der Seite des Bundesverbandes der Versicherungsberater (www.bvvb.de). Auch mich finden Sie dort.